Microblogging ist eine relativ neue Form der Kommunkation. Man kann sich darüber streiten, ob es eine Form der Literatur ist. in jedem Fall hat durch Twitter und Co. jeder die Möglichkeit, seine Gedanken einer potentiellen Leserschaft von derzeit ca. 3 Mio. Menschen mitzuteilen. Im schlimmsten Fall interessiert das eben 2.999.999 nicht.
Seine momentanen Gedanken auf 140 Zeichen eindampfen zu müssen, kann daneben auch Klarheit ins eigene Hier und Jetzt bringen. Aber auch das ist kein Muß.
Qwitter sei Dank wurde ich neulich informiert, dass man mir nicht mehr folgt. Genauer gesagt, ich verliere gelegentlich Follower. Wobei es gar nicht so offensichtlich war, diese Info zu bekommen, Qwitter-Mails werden durch den GMX-Spamfilter aufgehalten. Ich fand sie erst bei der routinemäßigen Kontrolle meines Spamordners.
Zusätzlich zur Info, dass ein Follower sich entschlossen hat, einem nicht mehr zu folgen, erhält man auch noch die Info, nach welchem Tweet die Verbindung gelöst wurde. Das wirft gleich mehrere Fragen auf:
- Ist es wichtig, wie viele Follower man hat?
- Wie aussagekräftig ist der Inhalt des Tweets, nach dem ent-followed wurde?
- Was kann ich tun, um das ent-followen zu verhindern?
- Wie kann ich mich bei den Abtrünnigen Revanchieren?
Die Kurzfassung der Antworten auf die vier obigen Fragen ist: Nein, überhaupt nicht, nichts, und gar nicht!
Hier nun etwas ausführlicher die Antworten auf diese für alle Twitterer drängenden Fragen.
Ist es wichtig, wie viele Follower man hat?
Nein, es sei denn man twittert eigentlich nur für seine Anhängerschaft. Und das wäre ja wohl etwas armselig. Die Zahl der Follower kann ein Maß dafür sein, wie erfolgreich man mit seinem Microblogginggeschreibsel bei anderen ist, ist aber sehr stark trendabhängig. @saschalobo hat mit seiner #Followerverlosung sehr schön gezeigt, dass der Inhalt von Tweets eines Twitterers sehr schnell völlig unwichtig sein kann, wenn es gerade angesagt ist, irgendjemandem zu followen.
Tipp: schreib für Dich, nicht für andere.
Wie aussagekräftig ist der Inhalt des Tweets, nach dem ent-followed wurde?
Die Aussagekraft des „letzten“ Tweets, den man schrieb, bevor sich jemand entschlossen hat, einem nicht mehr zu folgen, geht in der Regel gegen Null. Meist ist das „Nicht-mehr-folgen“ das Ergebnis eines längeren, wenn auch unbewussten Prozesses. Der letzte Tweet ist dann nur der Punkt, an dem jemand feststellt, dass ihn die Absonderlichkeiten Deines Lebens nicht wirklich interessieren. Man sollte das „Nicht-mehr-folgen“ nicht als Liebesentzug überbewerten. Es ist wie auf einer Party. Man steht nebeneinander und unterhält sich, hört dabei mit einem Ohr anderen Unterhaltungen zu und geht weiter, wenn alles gesagt ist, oder irgendwo anders eine andere Unterhaltung läuft, die einen mehr interessiert.
Was kann ich tun, um das ent-followen zu verhindern?
Du kannst tun was Du willst, einen Reisenden wirst Du nicht aufhalten. Seien wir ehrlich, die meisten von uns führen nun mal kein aufregendes Leben, das ständig interessante Tweets hervorbringt. Selbst Rollfeld-Twitpics werden auf die Dauer langweilig. Und man muss schon @Nico heißen, damit die Leute es spannend finden, dass man U-Bahn fährt oder mal wieder einen #sbux bereichert hat. Was nicht heißen soll, dass es verboten ist, spannende und interessante Tweets zu veröffentlichen. Microblogging übt ungemein darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und wenn gerade mal nichts Wesentliches passiert, kann man auch mal twittern, dass man gerade Alltägliches tut.
Wie kann ich mich bei den Abtrünnigen Revanchieren?
Gegenfrage, warum? Wenn sich jemand entschlossen hat, Deinen Alltagsgedanken nicht mehr zu lauschen, wird es ihn wenig interessieren, ob Du ihn dann auch ignorierst. Selbst bei Leuten, die einem selbst followen ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sie nicht mal lesen, was Du schreibst. Ich glaube nicht, dass @barackobama und der @scobelizer alle meine Tweets lesen. OK, schmeichelhaft ist die Vorstellung schon, wie der US-Präsident im Oval Office sitzt und auf seinem BarackBerry liest, wie mir die Currywurst in Berlin schmeckt. Aber wahrscheinlicher wird’s dadurch nicht. Und werde ich ihn deshalb ent-followen? Nein, denn gelegentlich will ich ja wissen, was ihn so umtreibt. OK, vielleicht ist Obama da kein gutes Beispiel. Aber die Message bleibt, dass es durchaus Leute gibt, deren Tweets man folgt, weil man sie interessant findet. Das das keine 1:1 Beziehung ist, ist natürlich.