Man schrieb 1995 und ich hatte endlich einen Rechner, auf dem Platz für ein echtes Betriebssystem war. Da gab es nur ein winziges Problem, viel mehr Unix-Befehle als ls -l, pine, ftp und cd .. kannte ich nicht und Linux hatte ich natürlich auch noch nie installiert. In den Computerzeitschriften gab es hier und da kleine Anzeigen für Yggdrasil und Slackware, aber mir stand der Sinn nach einem Komplettpaket aus guter Dokumentation und Buch-CD mit komplettem Betriebsssystem zu einem passablen Preis. Von führenden Computerzeitschriften wurde damals schon „der Kofler“, „Linux: Installation, Konfiguration, Anwendung“ mit Slackware 2.1 auf CD (Kernel 1.1.86) empfohlen. Nun ja, 89,90 DM waren nicht wenig, aber für 560 Seiten und ein komplettes Betriebssystem war es mir das wert. Was noch wichtiger war, die Lektüre des Buches erhob mich aus den ignoranten Tälern des Windows 3.1 Benutzers und ermöglichte mir erstmals die Arbeit mit Linux auf meinem eigenen Rechner.
Jetzt schreiben wir 2004 und „der Kofler“ hat sich quasi zum deutschsprachige Standardwerk zum Thema Linux entwickelt. Rechtzeitig zur CeBIT 2004 ist das Buch in der 7. Auflage erschienen und dafür nochmal überarbeitet worden. Auf knapp 1300 Seiten werden fast alle Aspekte zu Linux beleuchtet (auch wenn der Autor das bescheiden in Abrede stellt). Und wie schon vor neun Jahren gibt es ein komplettes Linux dazu, diesmal eine DVD mit einem vollwertigen SUSE Linux 9.0 Professional (abgesehen von den SourceRPMs, aber die gibt’s im Internet). Und obwohl sich der Buchumfang seit 1995 mehr als verdoppelt hat, ist der Preis mit 59,95 € nur moderat gestiegen und erscheint angesichts des Papier-Äquivalents eines kleineren Waldstücks, das man in die Hände bekommt, durchaus angemessen.
War die Erstauflage noch etwas, das man in einer Hand halten konnte, während man mit der anderen das Keyboard bediente, sollte man sich jetzt lieber beider Hände oder einer Unterlage bedienen. Kritiker mögen einwenden, das selbst Telefonbücher dünner sind, aber die sind auch nicht so informativ und gut zu lesen.
Das Buch ist in fünf Hauptabschnitte unterteilt, Installation und erste Schritte, die tägliche Arbeit mit dem System, Umgang mit der Shell (mit alphabetischer Kommandoreferenz), Konfiguration und Grundlagen sowie Server-Konfiguration. Damit ist sowohl für Einsteiger (vom blutigen Laien bis zum versierten Umsteigewilligen) als auch für fortgeschrittene Linux-Nutzer das Richtige dabei.
Neu hinzugekommen sind in der 7.Auflage Kapitel zu genau den Themen, die den Linux-Anwender derzeit am meisten bewegen. Neben dem neuen 2.6er Kernel geht es ums DVD-brennen, die Arbeit mit Digitalkameras und die WLAN-Konfiguration, um nur einiges zu nennen. Auch Firewalls und VPNs kommen nicht zu kurz, kurzum, ein thematisches Kompendium, dass neben einem Linux-Rechner ebenso selbstverständlich einen Platz verdient hat wie die Kaffeetasse und der CD-Stapel.