Er ist da! Mein neuer Mac. Mein erster Mac. Ein MacBook Air.
Es ist 30 Jahre her, dass ich meinen ersten eigenen Computer in den Händen hielt. Der kam in zwei Kartons. Auf beiden prangte ein Atari-Logo. In einem war der Atari 1040 STFM und in dem anderen der dazugehörige SM124 Monitor, ebenfalls von Atari. Beides zusammen kostete damals ungefähr 1100 DM. Und genau deshalb kaufte ich ihn. Das war 1989. Er war günstig und tat, was er sollte. Und er war fast so gut zu bedienen, wie ein Mac. An einem Mac II SI hatte ich im Sommer 1989 während meines Praktikums gearbeitet. Beeindruckende Bildschirmqualität, angenehme Tastatur, intuitiv zu bedienende Software. Ich arbeitete damals, um mir das Geld für einen eigenen Computer zu verdienen. Und in die Semesterferien passte eben nur die Zeit für einen Atari STFM. Für einen Mac 2 SI hätte ich fünf mal so lange arbeiten müssen.
Und nun ist sie hier, die neue Schreibmaschine. Mein erster eigener Mac. Zwei sind vorher schon bei uns eingezogen. Ein Mac Mini 2005 und ein MacBook Pro 2007, beide als Arbeitsgeräte für meine Frau. Ich als eingeschworener Linux-Nutzer hätte mir weder 2005 noch 2007 vorstellen können, einen Mac zu besitzen. Viel Geld für wenig Möglichkeiten, hätte ich damals gesagt. Und man kann nicht einmal Linux darauf installieren. Heute würde ich darauf mit der Frage antworten, warum man das tun sollte. Linux habe ich auf einem ThinkPad laufen und es läuft prima. Aber ich benutze es immer seltener, denn ich schreibe mittlerweile lieber, als ich programmiere. Und deshalb ist dieses MacBook Air für mich die bessere Schreibmaschine. Es tut, was es soll. Wie mein Atari vor 30 Jahren. Und mein Linux-ThinkPad. Nur eben für jeweils unterschiedliche Zwecke.
Mein letztes Buch habe ich mit dem ThinkPad unter Linux angefangen, bevor ich auf Windows 10 gewechselt habe. Beendet habe ich das Buch auf einem iPad Pro. Ungefähr 80 Prozent des Buches sind auf dem iPad entstanden. Es wird sicher auch weiterhin beim Schreiben beteiligt sein, denn zum Recherchieren und mit seiner Portabilität ist es der perfekte Kompromiss. Und in Zusammenspiel mit MacBook und iPhone macht es den Datenaustausch zu einer intuitiven Angelegenheit. Und das ist genau das, was ich will. Ich will über die Texte nachdenken, die ich schreibe, nicht darüber, wie ich die alltäglichen kleinen technischen Probleme löse, die mich gerade beim Schreiben behindern. Das war auch für mich mal spannend, mittlerweile ist es das aber nicht mehr.
Über das MacBook Air bin ich fast zufällig gestolpert. Wir waren in Edinburgh und haben in einem Hotel direkt über dem Apple Store gewohnt. Und in einer Mußestunde besuchte ich den Store und klickte mich durch das Angebot an portablen Geräten. Ja, das ältere Modell mit dem etwas größeren Screen wäre günstiger gewesen. Das hätte allerdings auch kein Retina-Display gehabt. Und die aktuellen MacBook Pros sind vielleicht dank fehlendem Lüfter noch leiser, aber ansonsten weder schneller, noch besser ausgestattet. Und ihnen fehlt der Touch-Button. Hätte der Apple Store in Edinburgh ein MacBook Air mit QWERTZ-Tastatur vorrätig gehabt, ich hätte es gleich mitgenommen. Stattdessen habe ich es über mein iPhone bestellt, während ich im National Museum of Scotland auf meine Frau wartete.
Das am Freitag vor Pfingsten. Und am Dienstag nach Pfingsten lag das Päckchen mit der neuen Schreibmaschine schon auf meinem Schreibtisch.
Der Inhalt des Päckchens war übersichtlich. Ein MacBook Air, darunter ein Schächtelchen mit zwei Apple-Aufklebern und etwas gedruckter Prosa, ein Apple-typisches Netzteil mit Thunderbolt-Buchse und ein Thunderbolt-Thunderbolt Kabel. Mehr braucht es nicht.
Nur etwas Strom. Die Schreibmaschine kam stromlos. Weshalb das Aufklappen des Displays auch nicht zum gewünschten Initialisieren des MacBooks führte. Eine Steckdosen-Einsteckaktion später lief die Initialisierung automatisch ab.
Ungefähr 20 min. später konnte ich mich an die Erkundung meiner neuen Schreibmaschine machen. Erst einmal ein paar notwendige Softwarepakete installieren, die mir zum Schreiben dienen. Ulysses, mit dem ich schon auf dem iPad schreibe. Firefox, mit dem ich lieber im Web recherchiere als mit Safari. MacPass, um meine Passwörter im Zugriff zu haben. Spark, für den Mailverkehr und VLC für alles, was mit Medien zu tun hat. Nutze ich alles größtenteils schon seit gefühlten Ewigkeiten (abgesehen von MacPass und Ulysses) und freue mich, dass es das auch für meine neue Schreibmaschine gibt. Ein bisschen überrascht hat mich, dass mein Versuch, mittels meines Office365-Accounts MS Office auch auf der Schreibmaschine installiert zu bekommen, funktioniert hat. Ich nutze es zwar nicht zum Schreiben, aber zumindest zum Finalisieren der Manuskripte.
Als Dockingstation für meine Schreibmaschine setze ich einen Thunderbolt-Adapter ein, der auf der anderen Seite neben Thunderbolt auch USB3 und HDMI anbietet. Zusätzlich hat er sogar einen SD- und MicroSD-Cardreader. Sehr nützlich, wenn man gelegentlich mal einen USB-Stick nutzen will. Dumm nur, wenn er nicht kompatibel formatiert ist. Darauf stiess ich beim nächsten Schritt, der Time Machine Initialisierung. Da stiess ich dann an die Mac-Systemgrenzen, die mir dank langjähriger Linux/Windows-Nutzung schon völlig entfallen waren. Die NTFS-formatierte Festplatte, die ich für das Backup nutzen wollte, wurde vom System nicht erkannt. Und zwar wirklich gar nicht. Erst nachdem ich sie unter Windows mit exFAT formatiert hatte, tauchte sie beim nachten Einstecken als Device auf und liess sich für Time Machine nutzen. Was dann eine geraume Weile dauerte.
Währenddessen bestellte ich mir noch eine passende Maus. Das Touchpad ist wirklich gut, aber dreissig Jahre Mausbenutzung lassen sich nicht so ohne weiteres wegwischen. Meine Wahl fiel auf eine M590 von Logi in hellgrau. Die beherrscht Bluetooth und wurde von der Schreibmaschine sofort erkannt.
Auch die Nutzung des per HDMI am Docking-Adapter angeschlossenen 24Zoll-Monitors funktionierte out of the box, nachdem ich den schon etwas älteren BenQ-Monitor davon überzeugt hatte, HDMI als Input-Quelle zu akzeptieren.
Damit ist die neuen Schreibmaschine jetzt einsatzbereit.