Ich habe mich lange zurückgehalten, etwas über den Arbeitskampf der GDL gegen den Bahnvorstand zu schreiben. Auch jetzt will ich die Forderungen und Argumente beider Seiten überhaupt nicht bewerten. Wer weiß, wie ich die Sache sehen würde, wenn ich Lokführer, richtiger Triebfahrzeugführer, wäre.
Eines aber fällt mir bei den Verlautbarungen der GDL auf, der völlige Mangel an Verantwortungsbereitschaft für das eigene Handeln. Wenn die GDL ihre Lokführer zum Streik aufruft, trägt sie und nur sie die Verantwortung dafür, nicht ein nebulöser Bahnvorstand oder die da oben. Die GDL hat entschieden, Deutschland für Freitag den 12.10.2007 komplett zu bestreiken. Ob man das jetzt kollektive Geiselhaft nennt, sei dahingestellt, schließlich kann man ja Wege darum herum finden. Fakt bleibt aber, allein die Gewerkschaft trägt die Verantwortung für ihr Handeln. Sie und die Mitglieder, die der Meinung sind, ihre Forderungen wären es wert, den S-Bahn- und Regionalbahnverkehr eines ganzen Landes lahm zu legen.
Herr Schell, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen, übernehmen sie diese Verantwortung auch und schieben sie nicht auf andere ab. Entweder ist man sich seines Handelns bewusst und steht dazu, oder man sollte ganz leise in die hintere Reihe verschwinden und sich ruhig verhalten.
Gelegentlich wäre auch eine Rückbesinnung auf die Werte, die mal zur Gründung von Gewerkschaften geführt haben, sinnvoll. Wie weit sich die GDL von diesen Werten entfernt hat, mag ich nicht beurteilen. Mir drängt sich jedoch beim Verfolgen der Nachrichten ständig der Satz auf „beiß nicht die Hand, die Dich füttert“.
Irgendwie schade, das Gewerkschaftsbosse so schrecklich einfallslos sind. Züge stehen lassen und damit Unbeteiligte treffen, ja, das liegt auf der Hand. Kreative Maßnahmen, die den Verhandlungspartner direkter und persönlicher treffen, wären nicht komplizierter durchzuführen, effektiver und würden keine Kollateralschäden an Unbeteiligten verursachen.
Denn diese Unbeteiligten, die unter dem morgigen Streik leiden werden, sind Kunden, Herr Schell, keine Feinde, keine Gegner, einfach zahlende Kunden. Das mag Sie nicht interessieren, ich jedenfalls finde die überheblich joviale Art, mit der Sie ihren Arbeitskampf gegen Unbeteiligte führen einfach unglaublich menschenverachtend.
Daher geht der heutige Unmutsaward an Manfred Schell, den Vorsitzenden der GDL.