Seit einiger Zeit schon schleiche ich um Vertreter der neuen Gattung Netbook herum. Heute hat’s mich erwischt, ich habe mir ein Acer Aspire One 150 X zugelegt, in blau. Die Eckdaten sind schnell aufgezählt, 1.6 GHz Intel Atom CPU, 1 GB RAM, 120 GB S-ATA-Festplatte und ein 8.9 Zoll Display mit 1024×600 Pixeln Auflösung. Das Ganze auf der Grundfläche von ungefähr DIN A 5 und etwas über ein Kilo schwer. WLAN ist drin, ein optisches Laufwerk nicht. Dafür hat’s drei USB-Ports und eine LAN-Buchse.
Ausgepackt und eingeschaltet ist es schnell, einfach den Akku rein, Netzteil angeschlossen und auf den Power-Knopf gedrückt, schon geht’s los. Hatte ich schon das Betriebssystem erwähnt? Nein? Na, dann jetzt. Installiert ist Linpus Lite, ein Linux auf Fedora 8 Basis, aber das erfährt man nur auf Umwegen. Aber der Reihe nach.
In Betrieb genommen ist das kleine Ding recht fix, dank „optimiertem“ Betriebssystem dauert der Systemstart weniger als 30 Sekunden! Beim ersten Start wird nach der Sprache, dem Tastaturlayout, Datum und Zeit sowie nach einem einzutragenden Passwort gefragt. Dann bootet das Netbook nochmal und man ist drin. Hat man den kleinen Schalter rechts an der Vorderseite des Gehäuses betätigt, ist das eingebaute WLAN-Interface aktiv und erkennt das dargebotene WLAN auch prompt. So schnell war ich noch nie mit linux drahtlos im Netz, Respekt.
OK, einmal umschauen, was ist denn drauf. Einige Spiele, Firefox, ein Mailprogramm, OpenOffice 2.3, ein Medien-Player, ein Fotomanager und ein Webcam-Programm. Ach ja, eine Webcam samt Micro ist in den Deckel
auch noch eingebaut.
Soweit so gut, wie steht’s denn mit dem Rest des Systems? Hier beginnt die Optimierung an die Grenzen bzw. die Nerven des Benutzers zu stossen. Hier ist nämlich erstmal Schluß, selbst ein Terminal lässt sich nicht so ohne weiteres aufrufen. Dem Pinguin sei dank lässt XFCE, dass als Fenstermanager zu Einsatz kommt, Programmstarts mittels ALT-F2 zu. Das bringt einen zumindest in die Nähe eines Terminals. DIVX-Filme lassen sich mit dem fabrikmässigen Softwarestand jedenfalls nicht abspielen. Und Paint ist ja ganz nett, aber Gimp wäre netter.
Eine kurze Recherche im Netz fördert den hilfreichen Tipp zu Tage, im Terminal per „xfce-setting-show“ den Settings Manager von Xfce aufzurufen, in dem man dann unter dem Icon „Desktop“ auf dem Reiter „Behaviour“ ein Häkchen bei „Show desktop menu on right click“ setzen kann.
Danach kann man dann auch per Rechtsklick auf dem Desktop das Menü mit dem Link zu „System -> Software hinzufügen“ auswählen. Das habe ich dann gleich schamlos ausgenutzt und erstmal mc, Gimp und VLC
ausgewählt. Die beiden Ersteren lassen sich so auch installieren, aber erst, wenn man VLC wieder abwählt. Da gibt’s nämlich ein paar nicht auflösbare Abhängigkeiten. Man muss erst per Hand nach „libpulse.so.0„, „libopendaap.so.0„, „libdc1394.so.22“ und „libdvdnav.so.4“ suchen und diese händisch installieren, bevor VLC sich installieren lässt.
Danach klappt’s auch mit DIVX-Filmen, d.h. das Netbook ist jetzt schon ziemlich vielseitig einsetzbar.
Ein paar Worte noch zum Thema Sicherheit. Linpus verlangt beim Booten nicht nach dem Passwort, das man beim ersten Systemstart eingetragen hat. Das dient nur als Root-Passwort z.B. zum Nachinstallieren von
Software.
Das heisst aber auch, man sollte entweder das Netbook nirgendwo unbeaufsichtigt herumliegen lassen, oder seine Daten entweder per Truecrypt-Container verschlüsselt auf der Platte ablegen oder auf einem USB-Stick oder einer SD-Karte speichern, die man für jeden Gang weg vom Netbook aus diesem entfernt. Oder man installiert ein anderes OS, aber davon wird einer der nächsten Artikel handeln.
Nun noch kurz zur Sinnfrage, warum legt man sich so ein winziges Ding zu? Eben weil es so winzig ist. Ich bin mindestens einmal die Woche auf Reisen und trage dabei ein Firmennotebook herum, das erstens nicht mir
gehört und auf dem ich zweitens nicht alleiniger Admin bin. Will ich privat mal abends ins Netz, tue ich das ab sofort mit meinem kleinen neuen Reisebegleiter, der komplett in meiner Obhut ist und bei dem mir keiner Vorschriften macht. Dank seiner Winzigkeit und seines geringen Gewichts passt er in den Notebookrucksack des großen Notebooks locker mit rein. Ich hab’s mal mit zwei ausgewachsenen Notebooks probiert, das war kein Spass. Die fehlenden zwei Kilo zu einem ausgewachsenen Notebook machen sich hier sehr positiv bemerkbar.
Dank SD-Slot und WLAN empfiehlt sich der Winzling auch als idealer Urlaubsbegleiter. Schnell mal die Urlaubsbilder aus der Digicam ansehen, per WLAN nach geeigneten Locations suchen und das alles bei 1.2 Kilo Gewicht. Wenn jetzt noch der Akku die angepriesenen 3 Stunden hielte, wäre es die perfekte Mensch-Maschine-Beziehung 🙂