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Interview mit Dr. Michael Kofler

Michael KoflerNachdem uns die Meldung erreicht hat, dass der Addison Wesley Verlag DIE deutschsprachige Linux Referenz, Dr. Michael Koflers „Linux: Installation, Konfiguration, Anwendung“ zur CeBIT 2004 in einer überarbeiteten brandneuen 7. Auflage herausbringt, nahmen wir die Gelegenheit für ein Interview gern wahr:

LinuxKP: Herr Dr. Kofler, Sie gelten als besonders sprachgewandter Fachbuchautor. Wie sind Sie eigentlich Autor geworden?

Michael Kofler: Eigentlich bin ich durch Zufall Buchautor geworden. Nach der Matura (Abitur) war ich auf der Suche nach einem Ferienjob. Da ich nichts passendes fand, habe ich ein Konzept für ein Atari-ST-Grafikbuch geschrieben, das veröffentlicht wurde. Nach weiteren Veröffentlichungen landete ich 1991 beim Addison-Wesley-Verlag. Seither gab es keinen Grund mehr, den Verlag zu wechseln. 1993 gelang mir mit der Visual-Basic-Neuauflage der erste ‚Bestseller‘. Erst dann habe ich mich dazu entschlossen, das Bücherschreiben hauptberuflich zu betreiben.

LinuxKP: Und wie kamen Sie zum Thema Linux?

Michael Kofler: Mein erster Kontakt mit Linux (damals Kernelversion 0.99.nn) entstand ebenfalls durch einen Zufall: Für ein Buch über Maple benötigte ich eine LaTeX-Umgebung, die mir meine erste Linux-Distribution (unifix) zur Verfügung stellte.

LinuxKP: Zur CeBIT erscheint Ihr neuestes Werk zu Linux. Nennen Sie kurz die Top-Features der neuen Linux-Version.

Michael Kofler: ‚Die neue Linux-Version‘ ist recht unspezifisch. Mein Buch geht auf Kernel 2.6 ein, das ist natürlich richtig. Für viele Anwender ist die Kernelversion aber ziemlich unwichtig, solange nur ihre Hardware unterstützt wird (und das ist auch bei älteren Kernelversionen zumeist der Fall). Große Unterschiede zwischen Kernel 2.4 und der neuen Version 2.6 werden aber viele Server-Administratoren bemerken: Server-Anwendungen laufen unter Kernel 2.6 zum Teil erheblich schneller als bisher (das gilt besonders bei Rechnern mit mehreren CPUs).

Für viele Anwender viel wichtiger ist aber die Version der Linux-Distribution (z.B. SUSE oder Red Hat): Jede neue Version einer Distribution zeichnet sich durch aktualisierte Programme aus, die mehr können oder benutzerfreundlicher sind als bisher. Die Installation von Linux ist mittlerweile beinahe schon ein Kinderspiel. Auch die Hardware-Konfiguration funktioniert immer besser und problemloser.

LinuxKP: Inwieweit behandelt Ihr neustes Linux-Handbuch diese Neuerungen?

Michael Kofler: Die Neuauflage meines Buchs „Linux: Installation, Konfiguration, Anwendung – 7. Auflage“ (ISBN: 3-8273-2158-1, 1320 Seiten, DVD, € 59,95 [D]) http://www.awl.de/sc/bd.asp?ISBN=3827321581 spiegelt den aktuellen Stand der Linux-Entwicklung wieder. Das betrifft nicht nur den Kernel 2.6, sondern auch die vielen anderen Programme, die als Teil einer Linux-Distribution mitgeliefert werden (OpenOffice, Gimp, Mozilla, Apache, MySQL, Samba etc.).

Das Buch wurde vollständig überarbeitet und in vielen Bereichen stark erweitert. Kurz zusammengefasst die wichtigsten Neuerungen:

  • Kernel 2.6
  • OpenOffice/StarOffice
  • Verwendung von Digitalkameras
  • Bildverarbeitung mit GIMP 2.0
  • DVDs
  • WLAN-Konfiguration, Absicherung durch Virtual Private Network
  • Server-Konfiguartion: Dieser Teil des Buchs wurde wesentlich erweitert, insbesondere im Bereich
  • Sicherheit (Firewalls, WLAN und VPNs). Ganz neu ist ein eigenes Kapitel zu Apache, PHP und MySQL.

Und dem Buch liegt eine DVD bei mit der kompletten SuSE 9.0 Professionell.

LinuxKP:Worin liegt Ihrer Meinung nach die Attraktivität von Linux?

Michael Kofler: Wer über Jahre mit kommerzieller Software arbeitet, wird mit der Zeit frustriert: Man ist den Software-Herstellern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Neue Funktionen, Sicherheits-Updates etc. — all das gibt es nur, wenn und wann der Software-Hersteller will. Dazu kommt das Missverhältnis zwischen Preis und Leistung.

Sonstige Vorteile von Linux:

  • der günstige Preis (aus dem Internet kostenlos verfügbar)
  • das Open-Source-Konzept (auch der Quellcode kostenlos verfügbar)
  • die hohe Sicherheit und Stabilität etc.

sind ja ohnedies bekannt.

LinuxKP: Ist Linux Ihrer Meinung nach ein sicheres System?

Michael Kofler: Ich vermute, dass der Sicherheitsaspekt für Firmen noch wichtiger ist als der Preis. Wenn kommerzielle Produkte eindeutig besser als OpenSource-Produkte wären, wären wahrscheinlich viele Firmen bereit, weiterhin die hohen Software-Kosten zu tragen. Aber ist kommerzielle Software wirklich besser? Sicherer? Stabiler? Zukunftssicherer?

Genau diese Fragen stellen sich auch viele Firmen und Organisationen, und für immer mehr lautet die Antwort: Linux. Seit ich meine gesamte Arbeitsumgebung auf Linux umgestellt habe, kann ich über die täglichen Berichte über Sicherheitslücken im Internet Explorer, Viren-Attacken etc. nur noch lachen.

LinuxKP: Und was begeistert Sie ansonsten an Linux?

Michael Kofler: Linux ist eine andere Welt: Der Zugang zur Software und vor allem zur Software-Entwicklung ist viel persönlicher. Wenn es ein Problem gibt, kann man dem Entwickler eine E-Mail senden. Mit etwas Glück bekommt man innerhalb kürzester Zeit eine Antwort. So gesehen ist Linux für mich eine menschlichere Software (weil es relativ leicht ist, die Entwickler, die hinter einem Programm stehen, zu kontaktieren).

LinuxKP: Welche positive Erfahrungen haben Sie in Zusammenhang mit Ihren Linux-Büchern bei Addison-Wesley erlebt?

Michael Kofler: Besonders gefreut hat mich, dass die 4. Auflage meines Buchs in fünf Sprachen übersetzt (englisch, französisch, italienisch, holländisch, polnisch) wurde. Für die 5. Auflage des Linux-Buchs erhielt ich den Linux New Media Award und den Jolt Linux Award.

Und noch mehr als diese Auszeichnungen freuen mich die vielen positiven Leserzuschriften.

LinuxKP: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Michael Kofler: Wie es sich für einen Buchautor gehört, lese ich sehr gerne (allerdings keine Computer-Bücher, sondern zeitgenössische Belletristik), im Winter mache ich Skitouren, und seit einigen Jahren versuche ich, Schwedisch zu lernen. Zum Lesen schwedischer Bücher reicht es schon, das Sprechen ist leider schwieriger…

LinuxKP: Vielen Dank für das Gespräch

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