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Kläuschen

Käfer gegen Stadtbahn

Heute schreibe ich mal wieder etwas über meine Jugendsünden mit Kläuschen, dem 70er ExBundeswehrkäfer, den ich vor Fritzchen hatte.

Wie ich ihn bekam, ist an anderer Stelle geschildert, heute kommt die Geschichte, wie ich ihn verlor. Der Anfang vom Ende meines blauen Käfers begann ganz unspektakulär. Ein Kumpel kam bei mir zuhause vorbei und wir stellten fest, dass am Ende des Essens, dass ich noch im Kühlschrank hatte, noch etwas Hunger übrig war. Also bemannten wir den Käfer und machten uns auf zu einem chinesischen Schnellimbiss, um dortselbst ein paar Frühlingsrollen gegen unseren Hunger einzunehmen.Auf halbem Weg passierte es dann, ich versuchte, auf eine abknickende Vorfahrtstrasse zu fahren, auf die auch noch die Strassenbahn führte. Ein Blick nach links, keine Strassenbahn. Ein Blick nach rechts, keine Autos, ein Blick geradeaus, auch keine Autos, also Gasgeben.
KLINGEL RUMMS SCHEPPER
…saß plötzlich eine große grüne hannoversche Stadtbahn in meiner Fahrerseite. Sie hatte sich urplötzlich angeschlichen, um mit einem beherzten Satz meinen Käfer zu meucheln. Ein weiterer Blick nach links meinerseits hätte das Problem möglicherweise rechtzeitig zutage gefördert. Allerdings wusste ich bis dahin auch nicht, dass hannoversche Strassenbahnfahrer nicht bremsen, sondern klingeln.
Klar, der Intellekt so manches Menschen ist ja auch schnell überfordert, wenn man zwei Dinge wie Bremsen und klingeln gleichzeitig erledigen soll. Also erstmal weiter Strom geben und klingeln.
Ich hatte noch Glück im Unglück, die vordere Kupplung der Bahn war leicht nach links gedreht und drückte nur über dem Vorderrad die Kofferraumhaube ein, statt mir auf dem Schoss zu sitzen. Dafür wurde Kläuschen ein wenig nach rechts gedreht und bekam hinten an Fahrertür und B-Säule noch einen schönen Blechfalz.
Ergebnis dieser Tour, immer noch Hunger, dem Tod oder der Querschnittslähmung gerade so entkommen, Vorderachse verzogen, Kotflügel vorn links total zerstört, Fahrertür verbeult, B-Säule verbeult. Und das alles mit dem chronisch leeren Konto eines Studenten.
Eigentlich hätte das der Moment sein sollen, wo ich mich von Kläuschen dem Sparkäfer hätte verabschieden sollen. Aber soweit war ich noch nicht. Also wurde er tats?chlich noch repariert. Wobei ein großer Teil des Geldes von meiner Oma kam.
So bekam Kläuschen einen neuen Vorderachskörper, in den die brauchbaren Teile der alten Vorderachse eingebaut wurden, eine weinrote Kofferhaube vom Schrott und einen orangen Kotflügel aus der gleichen Quelle. Tür und B-Säule liess ich erstmal unbehandelt.
Nach der Reparatur war es natürlich vorbei mit dem schönen einheitlichen Dunkelblau. Kläuschen sah aus wie ein Papagei. Mit Sprühdosen aus dem VW-Sortiment sorgte ich dafür, dass er zumindest aus der Ferne einigermassen normal aussah. Und schliesslich rückte ich auch den Knickbeulen in Fahrertür und B-Säule zuleibe, von denen mein KFZ-Meister meinte, die bekäme man nie wieder raus. Ein flaches, ca. 30 cm langes Stück Hartholz, ein Hammer, viel jugendlicher Übermut und etwas Lärm belehrten ihn eines Besseren. Der kleine Knick in der Türkante war relativ leicht herauszubekommen. Schwieriger war der Knick in der B-Säule, erstens weil man schwerer herankam und auch nur schwer mit dem Hammer richtig ausholen konnte, vor allem aber, weil anscheinend das Material dicker war also bei der Tür. Aber auch das bekam ich hin. Etwas Spachtel und Sprühlack überdeckten auch diese Operation notdürftig.
Eine Macke hatte der Käfer seitdem allerdings, er zog beim Bremsen extrem nach rechts. Offensichtlich war in der Vorderachsoperation mindestens ein Teil zuwenig ausgebessert worden. So langsam verlor ich die Lust, ausserdem nahm in meinem Kopf die fixe Idee Gestalt an, ich bräuchte dringend einen Bulli. Der wurde dann auch bald gekauft und plötzlich hatte ich zwei Autos. Was lag also näher, als meinem Bruder, der gerade keins hatte, eins von meinen zu leihen? Also lieh ich meinem Bruder Kläuschen und fuhr glücklich Bulli.
Bis zu dem Moment, als mein Bruder mir seinen neuen Wagen vorstellte und mir auf die Frage, wo der Kfer sei, die Antwort gab, den hätte er verschrottet. Kein Witz, das hat er wirklich getan. Und überlebt. Irgendwann werde ich mir eins seiner Autos leihen. Und es in die Presse fahren…

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