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Kläuschen

Mein erster Motorschaden und das Scirocco-Käfer-Gespann

Meinen ersten Motorschaden hatte ich mit Kläuschen, dem 70er Sparkäfer. Bis dahin hatte mir jeder erzählt, Käfermotoren, besonders der 1200er mit 34 PS wären sozusagen unkaputtbar.

Im Herbst 1986 auf der A27 bei Walsrode (Eingeweihten eigentlich nur durch den dort ansässigen Vogelpark bekannt), auf der Fahrt von Hannover nach Oldenburg wurde ich eines Besseren belehrt.

Es war ein leidlich sonniger Sonntagmorgen und ich hatte vor, meinem Freund Stefan, der in Oldenburg studierte, einen Besuch abzustatten. Besondere Vorbereitungen traf ich nicht, rein in den Käfer und losgefahren.

Das ging so ca. 80 Kilometer gut. Ich hatte gerade einen LKW überholt und mich über das flotte  Reisetempo gefreut, mit dem Kläuschen und ich auf der fast leeren Autobahn unterwegs waren, als es einen kurzen Ruck gab und der Motor schlagartig stand. Reflexartig trat ich die Kupplung und steuerte das nunmehr antriebslose Automobil auf den Randstreifen.

Etwas ratlos versuchte ich, den Motor wieder anzulassen, aber nicht mal der Anlasser lief durch, kein gutes Zeichen. Ich stieg aus, ging nach hinten, öffnete die Motorhaube und sah etwas blauen Rauch, der sich aus der Motorentlüftungsöffnung am Öleinfüllstutzen nach oben kräuselte. Gar kein gutes Zeichen, Exitus totalus, dieser Motor würde so ohne weiteres nicht mehr anspringen.

Handy hatte ich natürlich keins, zu der Zeit achtete man noch auf die kleinen schwarzen Pfeile, die auf die Fahrbahnbegrenzungsbaken geklebt waren und die Richtung zur nächsten Notrufsäule anzeigten.

Ich sicherte also den Wagen, indem ich das Warndreieck auspackte und den Warnblinker einschaltete, nahm das Warndreieck die obligatorischen 100-150 Meter mit nach hinten, stellte es dort ab, sah mir die Pfeile an und ging zu Fuß auf dem Randstreifen weiter dorthin, wo ich gerade her gekommen war. Nach knapp zwei Kilometern kam ich an eine Raststätte, von wo ich dann Stefan in Oldenburg anrief und mit ihm beriet, was zu tun sein. Abschleppwagen rufen schied für uns aus, ohne ADAC-Mitgliedschaft würde das ein finanzielles VaBanque Spiel, das ich mir nicht leisten konnte.

Stefan erklärte sich auch sofort bereit, vorbeizukommen und mich nach Hannover zurück zu schleppen. Ich ließ mich von einem Pärchen in partnerschaftlichen Ballonseidentrainingsanzügen in ihrem Golf wieder bis zu meinem Auto mitnehmen, eine kurze Fahrt, die mir in ihrer Skurilität auch heute noch im Gedächnis ist.

Bei meinem Autostativ, ehemals -mobil, angekommen, wartete ich auf die Ankunft von Stefan samt seines weißen 75 PS Scirocco, erste Baureihe. Der kam dann auch eine gute halbe Stunden später.

Wir hängten den Käfer hinter den Scirocco, dazwischen das Abschleppseil des Käfers und vorsichtig ging die Reise los. Natürlich nicht über die Autobahn, soviel Verstand hatten wir, sondern lieber über die Landstrasse. Obwohl, ob da so viel Verstand im Spiel war, bezweifele ich aus heutiger Sicht 🙂

Bis zur Autobahnabfahrt verlief die Tour ereignislos, spannend wurde es an der ersten Kreuzung. Das Anhalten gelang vorbildlich, allerdings fuhr Stefan so zügig an, dass das Abschleppseil sein Leben aushauchte. Glücklicherweise hatte der Scirocco ebenfalls eins an Bord, für damalige Zeiten sogar eine echte Hightech-Variante, die sich unter Belastung etwas dehnen konnte und sich ohne Belasung auf gut einen Meter zusammenzog. So konnte man eigentlich nicht versehentlich drüberfahren und beim Anfahren wurden die Zugkräfte etwas schonender verteilt.

So schlichen wir also über die Landstrassen dahin. Wobei das Schleichen sich schnell erledigt hatte, Stefan hatte sehr eigene Vorstellungen davon, mit welcher Geschwindigkeit Autos abgeschleppt werden dürfen. Die anfänglich 60 km/h erhöhten sich zwischenzeitig auch mal auf 110 km/h, wenn das Gespann so richtig ins Rollen gekommen war und die Strecke frei war. Naja, mag der eine oder andere denken, was soll’s, aber in einem Käfer ohne Antrieb bei Tempo 110 im zwei Meter Abstand einen Scirocco über die Straße zu jagen mag für Außenstehende zwar lustig aussehen, ist aber mächtig anstrengend und aufregend, wenn man in diesem Käfer sitzt. Bremsen wäre bei der Geschwindigkeit eher Ausdruck guten Willens gewesen, als das es irgendwas genützt hätte 🙂

Nach gut eineinhalb Stunden waren wir dann wieder in Hannover, wo wir den Käfer gleich vor der Werkstatt abstellten, bei der meine Familie ihre Kaleschen warten ließ. Obwohl ich natürlich niedergeschlagen war über den kaputten Motor, war ich doch heilfroh, diesem seltsamen Verfolgungsrennen mit dem Scirocco endlich entkommen zu sein.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Fahrrad zum Schrottplatz meines Vertrauens und erstand dort für 100 DM einen anderen 1200er Käfermotor, den ich mir besser vorher mal genauer angesehen hätte. Der freundliche Schrotthändler brachte mir das Aggregat sogar kostenlos zur Werkstatt. Meine nächste Radtour führte dann zur Werkstatt, wo ich den Auftrag hinterließ, Käfer und Motor in Treue zu vereinen.

Für weitere 100 DM wurde mir das zugesichert und auch erledigt. Zwei Dinge stellten sich dabei dann noch heraus. Eine oberflächliche Obduktion des dahingeschiedenen Triebwerks offenbarte einen Ventilabriss an Zylinder Nummer drei, dem schlecht gekühlten, der sozusagen im Windschatten des Ölkühlers liegt. Die Reste des Ventils hatten sich dann im Zylinder verteilt und erfolgreich den Kolben an seiner Bewegung gehindert. Zuwenig Öl war es nicht gewesen, das wurde mir versichert. Es war einfach das Alter.

Die zweite Neuigkeit kostete mich noch einmal 20 Mark, der Austauschmotor hatte eine Ford-Zündkerze neben den drei normalen, weil irgendwann mal jemand das Kerzengewinde verhunzt hatte und es einfach auf ein größeres Maß gebohrt hatte. Ein Helicoil-Einsatz behog auch dieses Problem.

Allerdings gewöhnte sich der Motor während seiner gesamten restlichen Laufzeit das Rasseln nicht wirklich ab, woran auch Ventileinstellen nur kurzfristig Änderungen zeigte. Aber das führt sowieso zu einer anderen Geschichte…

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