Den zweiten Motorschaden erlitt Kläuschen anno ’87 auf der A7, kurz vor der Autobahnabfahrt Nordheim-Nord. Ich war gerade auf dem Weg zurück von Göttingen nach Hannover. Eine halbe Stunde früher hatte ich die freundliche Einladung eines holden weiblichen Wesens, zu dem ich mich damals sehr hingezogen fühlte mit großem Bedauern abgelehnt, angesichts dessen was mich am nächsten Morgen in der Uni erwarten würde.
Wie schon beim letzten Mal war Kläuschen in der Form seines Lebens und ich war auf der Überholspur, als es passierte. Wieder dieser Ruck, wieder der Reflex, das Kupplungspedal durchzutreten und auf den Randstreifen zu fahren. Dabei sah ich die Ausfahrt auf mich zukommen und dachte, lieber schlecht auf der Landstrasse gestanden als auf der Autobahn. An der Einmündung zur Landstrasse parkte ich dann auf dem Rasenstreifen.
Diesmal war ich etwas besser vorbereitet. Ich hatte zwar immer noch kein Handy, aber eine ADAC-Mitgliedschaft samt Schutzbrief. Ich musste mich nur entscheiden, in welche Richtung ich jetzt marschieren sollte, um ein Telefon zu finden. Ich wählte die Richtung, wo mich die Lichter näher deuchten und kam nach kurzem Fußmarsch an eine Tankstelle, von wo aus ich den ADAC rief. Mein Hinweis, einen gelben Engel müssten sie nicht schicken, ein Abschleppwagen täte es sicher besser, wurde allerdings kein Gehör geschenkt.
Also kam erst einmal ein Straßenwacht-Kombi, der aber schnell meine eigene Diagnose bestätigte, Exitus, Motor nicht zu reparieren. Also rief er über Funk den Abschleppwagen, der mich nach Göttingen mitnahm. Dort rief ich dann das holde Wesen an und fragte, ob die Übernachtingseinladung noch bestünde. Sie bestand.
Ich gönnte mir ein Taxi und verbrachte eine sehr angenehme Nacht in Göttingen. Es gelang mir allerdings nicht, das holde Wesen davon zu überzeugen, dass ich es mir nicht einfach anders überlegt hätte und ihr den Motorschaden nur vorgeflunkert hätte. Selbst mein Hinweis, dass sie ja gesehen hätte, wie ich mit dem Taxi angekommen sei, überzeugte sie nicht.
Wieder mit dem Taxi fuhr ich morgens zum Standort des Abschleppdienstes, von wo der Käfer und ich per PickUp-Service nach Hannover transportiert werden sollten. Dank ADAC-Schutzbrief auch völlig kostenneutral für mich. Einzige Bedingung des ADAC war, dass ich irgendwann die Reparatur des Wagens nachweisen musste. Also wurde das malade Automobil auf einen Anhänger verladen und hinter einen Toyota Landcruiser gehängt, in dem ich neben dem Fahrer Platz nahm. Und ab ging’s Richtung Hannover, wieder zur Werkstatt von Fetullah Akbaba , dem KFZ-Meister meines Vertrauens.
Der fuhr dann sogar mit mir zum Schrottplatz Raubinger in Ronnenberg, bei denen ich den letzten Motor ein halbes Jahr zuvor gekauft hatte. Diesmal suchten wir das Ersatzaggregat zusammen aus, ich lernte auch gleich noch, Kompressionsdiagramme zu interpretieren und den Motor bekamen wir mit starkem Nachlaß.
Und der Motor funktionierte. Er rasselte nicht, verbrauchte weniger Benzin als seine beiden Vorgänger und scheinbar auch gar kein Öl.
Den alten Motor obduzierte ich im heimischen Keller dann selbst. Wieder ein Ventilabriss, wieder rechts in Fahrtrichtung vorn, Nr. 3. Den Kolben mit den eingepressten und eingeschmolzenen Resten des Ventils säuberte ich mit Bezin und Kaltreiniger und verwandelte ihn in einen Aschenbecher, den ich bei meinem nächsten Besuch in Göttingen dem holden Wesen als Geschenk übergab. Damit war sie dann auch überzeugt.