Quelle Netzeitung http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1312458.html
«Der mögliche Nachfolger darf nicht aus dem System Mehdorn kommen», forderte Fritz Kuhn, Fraktionschef der Grünen im Bundestag.
Leider erhellt weder die Netzeitung noch Herr Kuhn, was er mit dem System Mehdorn meint. Ein Blick auf das uneinheitliche Bild der Grünen lässt allerdings den Schluß zu, dass es ein völlig anderes sein muß als das System Kuhn
«Mit dem Rücktritt Mehdorns ist der Fall nicht erledigt. Es gab viele Beteiligte und Verantwortliche», sagte FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich.
Allerdings steht ein Großteil der Verantwortlichen und Beteiligten nicht auf der Lohnliste der Bahn sondern bezieht Bundestags-Diäten.
Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, nannte den Rücktritt «längst überfällig». «Der Schaden, den der uneinsichtige Bahnchef angerichtet hat, ist riesig. Das Image der Bahn ist auf lange Zeit hin ramponiert», sagte Gysi. «Nicht nur der Name Mehdorn wird immer mit dem unsäglichen und glücklicherweise auf Eis gelegten Börsengang verbunden bleiben.»
Tja, da outet sich zumindest mal einer und erklärt, worum es bei den Forderungen um den Kopf des Bahnchefs wirklich ging. Kein Wort von Bespitzelung, nein, es geht um eine von einigen gewünschte Revision der Bahnpolitik der Regierung. Und wenn man die Wende nur hinbekommt, indem man jemanden mit Schmutz bewirft, dann ist das eben ein probates Mittel. Interessante Auffassung von Demokratie, Herr Gysi.
Quelle Spiegel Online http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616290,00.html
Die Chefs der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA, Alexander Kirchner und Klaus-Dieter Hommel: „Wir erwarten jetzt von der Politik ein klares Bekenntnis, welchen Weg die Bahn künftig gehen soll.“
Noch zwei, denen es wohl nicht um die Datenaffäre geht. Man muss allerdings zugestehen, dass Transnet und GDBA wohl am längsten zu Herrn Mehdorn gestanden haben.
Auch die Bundesregierung teilte mit, sie nehme das Rücktrittsangebot von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn „mit Respekt zur Kenntnis“.
Erst kolportiert jemand „aus den Reihen der Koalition“, wie es gestern hieß, voreilig und vorzeitig Mehdorns Rücktritt und nun hat man plötzlich Respekt. Schlimmer geht’s immer.
FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich sagte, das Ende der „Ära Mehdorn“ biete „die große Chance, zu Zielen und Strategie der Bahnreform zurückzukehren“. Der Bund müsse wieder die Richtung der Bahnpolitik bestimmen und eine grundlegende Eigentümerstrategie festlegen. „Wir brauchen deshalb eine tragfähige Interimslösung für den Vorstandsvorsitz und dann klare Weichenstellungen durch eine neue Bundesregierung.“
Hier zeigt leider auch Herr Friedrich, dass es nie um die Datenaffäre ging. Auch die FDP will eine Änderung de Bahnpolitik und die war wohl aus ihrer Sicht mit Herrn Mehdorn nicht zu machen.
Am Wochenende musste der Konzern einräumen, dass er im Herbst 2007 E-Mails mit einem Streikaufruf der Lokführergewerkschaft GDL gestoppt hatte. Daraufhin rückte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von Mehdorn ab.
Immerhin, da hat Frau Bundeskanzlerin ja mal Initiative und Handlungswillen gezeigt. Besser spät als nie. Kein anderer Kanzler vor ihr, Helmut Kohl mal ausgenommen, hätte so lange aus dem Hintergrund agiert. Weiblicher Spürsinn oder einfach Hilflosigkeit?
Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning, sagte SPIEGEL ONLINE, der Rücktritt Mehdorns sei „längst überfällig“ gewesen. „Das ist gut für die Deutsche Bahn.“
Ja, der Herr Böhning weiß sicher besser als so manch anderer, was gut für die Deutsche Bahn ist. Woher? Keine Ahnung, aber da unterscheide ich mich wahrscheinlich nicht von ihm.
Auch Hermann Scheer (SPD), entschiedener Kritiker des Bahn-Chefs und dessen Privatisierungsplänen, begrüßte Mehdorns Schritt. Ob dieser von den Spähaktionen gewusst habe oder nicht, spiele keine Rolle. Mehdorn stehe für eine reine Renditefixierung auf Kosten des Dienstleistungsbetriebs. „Ich halte die Lobeshymnen auf seine Leistungen entsprechend für unangebracht“, sagte Scheer SPIEGEL ONLINE.
Herr Scheer ist auch schon länger MdB (seit 1980) und dürfte bei der Entscheidung über Bahn-Privatisierung und Börsengang, die ja nicht erst gestern getroffen wurde, schon dabei gewesen sein. Insofern sieht er sich jetzt wohl seinem Ziel, der Verhinderung der Privatisierung, näher, als er es bislang bei seinen parteifreunden durchsetzen konnte.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach sagte: „Der Rücktritt ist richtig – kommt aber zu spät und hat deshalb sein Ansehen unnötigerweise und bleibend beschädigt.“
Noch ein ausgewiesener Bahnkenner, dessen wahre Beweggründe aufgrund des kurzen Zitats im Dunkeln bleiben.
Quelle Welt Online http://www.welt.de/wirtschaft/article3472029/Grosse-Erleichterung-nach-Mehdorn-Ruecktritt.html
Ex-CSU-Chef Erwin Huber plädierte im „Münchner Merkur“ für seinen Parteifreund Otto Wiesheu als Bahnchef.
Klar, die Herren des Südens dürfen hier natürlich nicht fehlen. In der CSU ist man ja immer bemüht, bundesweit EInfluß zu bekommen, falls einem die Alpen mal auf den Kopf fallen. Also wird schnell und reflexartig ein Parteigenosse empfohlen. Herr Huber, wenn ich in die CSU eintrete, empfehlen Sie dann auch mich? Ich habe immerhin auch fast acht Jahre Bahnerfahrung.
Auch CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte, der Schritt von Mehdorn verdiene „Respekt“. Mehdorn wende damit „öffentlichen Schaden von der Bahn ab“.
…den die Bundesregierung nach besten Kräften forciert hat.
Grünen-Chefin Claudia Roth sagte: „Der Zug von Herrn Mehdorn ist abgefahren – zwar mit reichlich Verspätung, aber das sind wir ja gewohnt bei der Deutschen Bahn.“
Tja, was soll ich zu Claudia Roth sagen? Das die Band Ton-Steine-Scherben zwei Jahre, nachdem sie das Management übernommen hat, pleite war? Das wäre genauso bissig, wie ihr Kommentar, aber wenigstens zutreffend.
Quelle Handelsblatt http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/bahn-stuerzt-in-fuehrungskrise;2219711
„Mit dem Rücktritt Mehdorns kann es aus unserer Sicht nicht getan sein“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL), Sven Grünwoldt.
Ja, zum Schluß kommt auch noch die GDL zu Wort. Immerhin hat Herr Grünwoldt recht, es muß und wird hoffentlich geklärt, was in der „Datenaffäre wirklich passiert ist und in wie weit evtl. geltendes Recht verletzt wurde.
Mir drängt sich nur seit Bekanntwerden der „verschwundenen“ GDL-Mails die Frage auf, warum die GDL zwei Jahre brauchte, um festzustellen, dass die Mails nicht angekommen sind.
Fazit
Viele Stimmen, wenig Bahn- und Sachverstand, die drei Gewerkschaftschefs mal ausgenommen. Es war ein Stellvertreterkrieg, der hier geführt wurde. Wer etwas anderes behauptet, ist entweder schlecht informiert oder selbst in die Schlachten verwickelt.
Update:
Auch die Twitter-Suche fördert zum Schlagwort Mehdorn einiges zutage, wo man nur den Kopf schütteln kann. Aus meiner Sicht ist es erschreckend, wie einfach es für Medien und Politik ist, Meinungsmache zu betreiben. Dabei ist nicht einmal ganz klar, wer hier eigentlich wen getrieben hat, die Medien die Politiker oder umgekehrt.