Irgendwie war wohl gestern der Wurm drin im Berliner S-Bahn-Betrieb. Als ich morgens etwas vor der normalen Zeit Richtung S-Bahnsteig ging, stand da schon oder noch ein Zug. Mit einem Cross-Check zwischen Armbanduhr und Handy-Zeitanzeige versicherte ich mich, dass ich nicht irgendwie zu früh oder zu spät losgegangen war, denn eigentlich sollten S-Bahnsichtungen in Fredersdorf nur alle zwanzig Minuten stattfinden. Aber da stand definitiv ein Zug.
Der bot dann auch nur noch verschwindend wenig Sitzplätze, schließlich stand er schon gute zehn Minuten auf der Stelle. Einen ergatterte ich zum Glück noch, denn es sollte noch voller werden. Bis zur Friedrichstraße war der Zug gut gepackt, Plätze voll, Gänge dicht gepackt.
Faszinierend daran war, dass es keinerlei Unmutsäusserungen dazu gab. Dank dafür auch an den S-Bahnfahrer, der einfach offensiv und frühzeitig seine Fahrgäste darüber informierte, dass es ein massives Stellwerkproblem gab und sich die Weiterfahrt z.B. kurz vor Lichtenberg nochmal um fünf Minuten verzögern könne. Er lag mit seiner Schätzung sogar etwas zu hoch, was fast freudig aufgenommen wurde.
Keine Grantler, keine Pöbler, keine Schubser und fast keine Drängler, ich dachte fast, ich bin gar nicht in Berlin 😉
Allerdings, liebe S-Bahner, dass ihr das Problem scheinbar bis zu meinem Feierabend nicht gelöst hattet und der Zug zurück ebenfalls in menschlich dichtester Packung fuhr, das wurde dann nicht mehr so lustig aufgenommen, sondern schon mit beissendem Fatalismus.
Trotzdem, der Optimismuspokal geht eindeutig an die S-Bahnfahrgäste und den herausragenden S-Bahnführer, der gestern den Zug führte, der um 7:33 Uhr in Fredersdorf hätte losfahren sollen