09:30: …und ich habe es doch getan. Sollte ich mir dabei eine Erkältung geholt haben, kriege ich sicher was zu hören, aber angesichts des Sonnenscheins heute morgen mußte ich einfach Fritzchen satteln, das Faltdach öffnen und die erste und möglicherweise letzte Freiluftfahrt dieses Jahres genießen. Heizung aufgedreht, vollgetankt, Kragen hoch, Baseballcap nach hinten gedreht und ab über die Dörfer nach Gehrden, alte Freunde besuchen.
So ging’s über den Südschnellweg zum Landwehrkreisel, über Hemmingen nach Ihme-Roloven. Dann von Ronnenberg nach Gehrden, genau auf den Strecken, die ich schon mit meinen anderen beiden Käfern unsicher gemacht habe. Das Wetter hielt und ich habe mich zum wiederholten Mal gefragt, warum ich solange damit gewartet habe, mir einen 62er Faltdachkäfer zu kaufen. Vorgenommen habe ich mir das schon vor 20 Jahren. Aber vielleicht mußte der Traum solange reifen, bis Fritzchen und ich uns über den Weg laufen bzw. rollen konnten.
Bis jetzt ist mir doch tatsächlich noch niemand begegnet, der mich irgendwie für verrückt erklärt hätte, weil ich mich mit einem alten Käfer beschäftige. Alle haben entweder eine schöne Geschichte aus ihrer Kindheit zu erzählen, kramen Photos raus, auf denen sie mit ehemaligen Familienlimousinen, sprich Käfern diverser Baujahre und Farben, zu sehen sind oder überlegen halblaut, ob es nicht wirklich an der Zeit wäre, selbst den einen oder anderen Oldtimer in die Garage zu holen…
14:30: Fritzchen und ich haben mit Dirk und Aaron sozusagen eine Reise in die Vergangenheit unternommen. Zuerst das Aha-Erlebnis bei Aaron (8), als er vorn im Auto keinen Motor sehen konnte. Er erklärte, bis jetzt hätte er sich immer gewundert, warum Käfer hinten so einen kleinen Kofferraum haben. Jetzt weiß er es besser.
Dann kurz zur Tankstelle, Luftdruck prüfen. Und dann ging es über Ricklingen, Wettbergen und Ronnenberg nach Empelde, wo Dirk und ich einen großen Teil unserer Kindheit zugebracht haben. Ich konnte es kaum glauben, aber das Klettergerüst in Hausform, mit dem wir früher immer gespielt haben, steht noch auf dem gleichen Spielplatz, allerdings an anderer Stelle.
Dann knatterten wir an unserer alten Schule vorbei, zurück nach Hannover. Allerdings nicht ohne noch einen kleinen Abstecher zur Schrebergartenkolonie am Mittellandkanal zu machen, wo unserer Großeltern einen Garten hatten. Als Fritzchen da ganz für sich auf dem Randstreifen parkte, fühlte man sich tatsächlich fast wieder in die 60er zurückversetzt.
Fazit, ich weiß nicht, ob dieses Grinsen, daß ich seit Freitag mit mir rumtrage, jemals wieder weggeht. Gutes Gefühl. Mein Rat an alle geneigten Mitleserinnen und Mitleser, egal, was es für ein Aufwand ist, erfüllt euch mindestens einen langgehegten Wunsch. Es lohnt sich. Immer!