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Mac Mini für’s Wohnzimmer

Die Ausgangssituation war verführerisch. Im Wohnzimmer ein großer Flachbildfernseher mit VGA-Eingang, im Arbeitszimmer ein fünf Jahre alter Mac Mini, der durch ein nagelneues MacBook Pro arbeitslos geworden ist.

Daraus sollte sich doch irgendwie ein Multimedia-Rechner für’s Wohnzimmer machen lassen, selbst von einem Apple-Kritiker wie mir.

Problem Nummer 1: Das Netzwerk

Der alte Mac Mini gehört zur letzten Generation der PowerPC-Apples. Da er früher direkt neben dem DSL-Router stand, wurde bei der Anschaffung auf das extra zu bezahlende WLAN-Modul verzichtet. Das rächt sich jetzt. Der in der Teilekiste gefundene AVM-Fritz-Stick arbeitet mangels Treiber leider gar nicht. Eine kurze Vergleichsmessung mit einem Windows-Netbook am späteren Mac Mini Standort zeigt aber auch, dass WLAN zum Abspielen von Filmen direkt vom Linux-Server nicht genug Bandbreite besitzt, jedenfalls nicht durch einen lichten Meter Stahlbeton.

In diesem Fall ist Devolo DLAN die Lösung des Problems. Das DLAN 200 AVplus Starterkit (115 €) verhilft dem MiniMac zum Anschluss ans LAN. Und das out-of-the-box. Und ohne Steckdosen zu blockieren.

Problem Nummer 2: Tastatur und Maus

Das Sofa ist ca. vier Meter vom Mac entfernt, die sehr elegante Apple-Alu-Tastatur kann ihr Kabel aber leider nicht so lang strecken. Und eine Maus auf der Sofalehne rumschubsen kann auch nicht Ziel der Aktion sein. Am besten sollte eine Kombitaion aus Tastatur und Touchpad her.

Logitech bietet da was cooles an, leider aber nur für die PS3. Eine längere Recherche fördert schliesslich eine Apple-taugliche Wohnzimmertastatur von Keysonic zutage, die ACK-540 MAC-RF (54 €). Nach kurzer Anpassung an den Mac funktioniert sie einwandfrei. Zumindest für’s Wohnzimmer reicht das.

Problem Nummer 3: Media Center Software

Sowas gibt’s zu Hauf für Windows. Für Linux gibt’s auch sehr nette Lösungen. Für Mac Minis mit Mac OS 10.4 gibt es nichts. Bei Mac OS 10.5 gibt es „Front Row“ dazu. Außerdem wollte der Mac Mini schon lange von Tiger auf Leopard umfrisiert werden.

Interessanterweise sind Updates von 10.4 auf 10.5 immer noch wesentlich teurer als von 10.5 auf 10.6. Dummerweise wird Snow Leopard auch gar nicht mehr für PowerPC-Macs angeboten (Danke, Steve). Also bleibt nur die Leopard-Option. Bei eBay wurde ich fündig (69 €) und gefühlt ging der Versand schneller als die Installation. Mittags ersteigert, am nächsten Tag in der Post gefunden.

Nach ungefähr einer Stunde Update von DVD war der Mac zum Reboot bereit. Jetzt will Apple diverses über mich wissen. Was bei mir die Frage aufwirft, warum Apple eigentlich nicht mit Name und ggf. eMail-Adresse zufrieden ist. OK, jetzt hat Apple meine Telefonnummer (1337) und meinen Wohnort (Entenhausen). Ob Steve Jobs jetzt glücklicher ist?

Kaum läuft die Raubkatze, schon geht’s ans Aktualisierungsupdate übers Netz. Das dauert nochmal eineinhalb Stunden (30 min. Download, eine Stunde Installation).

Und das führt gleich zu…

Problem Nummer 4: Symbolische Links im Samba-Share werden nicht korrekt erkannt

Das Phänomen habe ich gleich nach der Inbetriebnahme des neuen Macbooks beobachtet. Alte Macs stellen Verzeichnisstrukturen mit symbolischen Links „normal“ dar, man kann über die symbolischen Links einfach weiter in der Verzeichnisstruktur arbeiten. Neue Macs ignorieren symbolische Links.

Tja, zur Ehrenrettung der Jungs aus Cupertino muss man sagen, eigentlich haben sie sich an Standards gehalten, jedenfalls seit Mac OS 10.5. Seitdem werten sie bei Samba-Shares die Rechte korrekt aus. Tut zwar sonst keiner, tat auch Mac OS 10.4 nicht, aber man kann sich ja verbessern. Wäre auch gar nicht problematisch, wenn man den Mac wenigstens in einen etwas duldsameren 10.4-Mode schalten könnte. Kann man aber nicht! Wirklich sehr benutzerfreundlich, tolle Sache.

Die Lösung findet sich im Internet, wie so oft. Man muss auf dem Samba-Server die smb.conf editieren und in der [Globals] Sektion eine Zeile einfügen:

unix extensions = No

 

Korrekt erkannt hat das mein Mac erst, nachdem ich ihn einmal durchgebootet habe, aber sowas kennt man ja von Nicht-Linuxen 😉

Problem Nummer 5: Front Row ist doof

Und wie doof. Als Linux-Kenner denkt man sich, hier gibt’s doch bestimmt irgendwo eine Möglichkeit, dem verd…ten Programm beizubringen, wo es die Filme, Bilder und MP3s findet. Gibt’s aber nicht!

Stattdessen darf man sich mit iTunes herumärgern und es zuerst mal davon abbringen, alles, was es irgendwo findet, ins eigene Verzeichnis zu kopieren. Mit der eingebauten 40 GB-Platte käme man da nicht weit.

Danach klappt’s auch mit Front Row, aber doof bleibt doof…

Problem Nummer 6: Der Desktop-Zeichensatz bleibt winzig

Tja, wer eine Lösung für dieses Problem kennt, möge sich bei mir melden. Mir ist es bislang nicht gelungen, dem Mac-Desktop durch Vergrößern des Zeichensatzes etwas mehr Couchpotato-Benutzbarkeit abzuringen.

Fazit

Endlich hat der Mac Mini wieder Arbeit. Es ist nett, die direkte Verbindung zwischen Fernseher und Filmsammlung zu haben. Ob das wirklich 268 € wert ist, wird die Zeit zeigen. Ich mich habe dabei wieder erinnert, warum ich Macs weniger mag als Linux-Rechner und sogar Windows-Spielekonsolen. Dieses Apple-Betriebssystem ist einfach für einfache Benutzer gemacht. Das macht es gut. Will man etwas tiefer unter die Haube, wird’s mächtig unbequem. da sind Linux und tatsächlich sogar Windows freundlicher zu Powerusern.

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