Nachtrag 1: Das Käfertreffen ist überstanden und schon drei Wochen her. Gestern bin ich endlich dazu gekommen, Fritzchen den letzten Rest Insektenleichen abzuwaschen. Begünstigt durch die forsche Fahrweise waren Kofferraumhaube, Scheinwerfer, Außenspiegel und sogar das permanent offene Dreiecksfenster gespickt damit. Nun ist alles wieder schön sauber.
Nach den umfangreichen Vorarbeiten (siehe hier und hier) stand dem Besuch des 29. Maikäfertreffens nur noch eins im Weg, die Befürchtungen des Fahrers, ob die Tour reibungslos verlaufen würde. Immerhin habe ich für mich schon vor 25 Jahren bewiesen, dass Käfermotoren nicht vollgasfest sind (siehe hier und hier). Andererseits habe ich mir schon als ich Fritzchen bekam vorgenommen, einmal zum Maikäfertreffen zu fahren. Es gab immer gute Gründe es nicht zu tun, sieben Jahre lang. Diesmal gab’s keine. Also fuhren wir, Fritzchen und ich.
Seit ich mir den Käfer gekauft habe, hatte ich vor, mit ihm zum Maikäfertreffen nach Hannover zu fahren, wo sich jedes Jahr am 1. Mai Luftgekühlte Automobile versammeln um der Welt zu zeigen, was es heisst, wenn man läuft und läuft und läuft und läuft…
Dieses Jahr habe ich es mir fest vorgenommen. Dazu muß Fritzchen nur verkehrstüchtig genug sein, um die 350 km in jede Richtung klaglos und ohne behördliche Belästigung zu überstehen. Fritzchen sollte nämlich längst wieder TÜV haben, schließlich war er schon im November 2010 fällig. Da war er allerdings schon im Winterschlaf. Diese Woche sollte es soweit sein, der Winterschlaf ist zu Ende und der überfällige TÜV-Termin sollte heute über die Bühne gehen, als letzte Hürde vor unserem großen Trip.
Beim Vorabcheck nach Wagenwäsche und Aussaugen stellte ich leider fest, daß die Beleuchtungsstärke arg zu wünschen übrig ließ. So würde das mit dem TÜV wohl nichts werden. Also begann eine kleine Diaspora, um eine passende Werkstatt zu finden, die Fritzchen das Licht wieder aufgehen liesse. Der Bosch-Servicepoint hätte mir in der verbliebenen Zeit bis zum Maikäfertreffen keinen Termin einräumen können. Die freie Werkstatt meines Vertrauens sah sich ebenfalls nicht in der Lage, den Elektrowurm zu verscheuchen. Also brachte ich Fritzchen zum ersten Mal, seit ich ihn habe, in eine VW-Werkstatt, die gleiche, in der auch unser Familien-VW gewartet wird.
Und dabei stellte sich dann erstens heraus, dass in dieser Werkstatt tatsächlich noch ein Käferspezialist tätig ist, zweitens die SAP-Werkstattsoftware nicht mit so alten und kurzen Fahrgestellnummern umgehen kann und drittens der Elektrowurm wohl das kleinere Problem des Käfers ist, denn auf der Fahrt zur Werkstatt fiel mir auf, dass die Gänge nur schwer zu wechseln waren. Die Kupplung trennt nicht richtig. Damit kommt eine nette kleine Liste zusammen, HU, Elektrik instandsetzen und Kupplungsproblem beseitigen. Und das alles bis spätestens 30.04., damit Fritzchen und ich am 01.Mai in Hannover sein können.
Kleines lustiges Intermezzo am Rand, auf der B1 an der Kreuzung nach Neuenhagen hat sich doch tatsächlich ein BMW aktuellen Baujahrs bemüssigt gefühlt, ein Ampelrennen mit den Käfer zu starten. Ihr wisst schon , einer von diesen Typen, die als erster an der roten Ampel stehen und einfach nicht stillstehen können. Als es dann grün wurde, gab ich auf der rechten Spur Vollgas und fuhr ihm gute 200 m davon. So lange dauerte es, bis er endlich die Nase vorn hatte und dann mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit die B1 entlang bretterte, während ich lachend mit den vorgeschriebenen 70 km/h meiner Wege fuhr.
So ungefähr 1988 erstand mein Kommilitone Gerd eine alte Lancia Fulvia, ein filigranes Sportcoupe aus den frühen 70ern. Leider stellte sich nach dem Kauf heraus, dass die Fulvia etwas viel Rost um die Hüften aka Kotflügel hatte. Zusätzlich stellte sich heraus, dass die Ersatzteilbeschaffung problematisch werden würde. Der freundliche Italienerspezialist in Hannover hatte aber eine passende Lösung. Er hatte in Lanciano in Italien noch eine „gut erhaltene“ Fulvia, wenn auch ohne Motor.
Also kaufte Gerd noch eine Fulvia. Und, damit wir sie abholen konnten, gleich noch eine passende Reiselimousine mit Anhängerkupplung, einen Ford Consul 1700, ebenfalls aus den beginnenden 70ern dazu. Gelb mit schwarzem Vinyldach, 950 DM, knapp ein Jahr TÜV, 75 PS. Wir tauften ihn Oscar und beluden ihn mit allem, was wir für den dreitägigen Trip brauchen würden, mehreren Flaschen Hohes C, zwei Dosen Ravioli, etwas Ritter Sport und einem kleinen Benzinkocher.
Wer hätte das gedacht, nach zwanzig Jahren bin ich mal wieder mit dem Käfer in eine Radarkontrolle geraten. Es geschah bei der ersten Ausfahrt dieses Jahr, direkt nach der Erteilung der TÜV-Plakette. Eben mahnte mich meine Frau noch, daß dort vorn eine Radarfalle stünde, da machte es auch schon „Knips“. Ein schneller Blick auf den Tacho ergab ca. 98 Sachen.
Rechnet man die Missweisung des antiken Tempomessers und den Abzug der Polizei mit ein, hatte ich ein wenig Glück. 88 km/h werden Fritzchen und mir zur Last gelegt. Zwei Stundenkilometerchen mehr und es wäre punktewürdig geworden.
Vor vierzig Jahren eine Selbstverständlichkeit, heute ein Abenteuer. Eine Fahrt mit dem Käfer ins Büro. In meinem Fall knapp 30 km aus dem Berliner Speckgürtel über die B1 nach Berlin Mitte. Das Büro liegt etwas oberhalb des Punkts, wo sich die Verlängerung der Friedrichstr. mit der Invalidenstr. kreuzt, am ehemaligen Berliner Nordbahnhof. Ehemals Mauerstreifen. Aus den Bürofenstern kann man das Mauer-Mahnmal an der Bernauer Str. sehen.
So, genug Geschichte, kommen wir zur eigentlichen Fahrt. Die Sonne scheint, der Käfer springt dank Frischzellenkur an der Batterie sofort an und schnurrt. Der erste Stop findet an der Tankstelle statt, teilhistorische Kulisse, die moderne Tankstelle ist eine Erweiterung einer wesentlich älteren, an der Fritzchen auch vor vierzig jahren schon Betriebsstoff hätte tanken können.
Dann auf die B1, im Verkehr mitschwimmen. Und gelegentlich sogar überholen, denn es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die sind noch langsamer als ein 62er Käfer. Irgendwann ist die linke Spur bequemer zum Mitschwimmen, also fahren wir eben hier weiter. In Berlin-Biedorf ist dann mit dem Mitschwimmen Schluß, mittlerweile hat der Verkehr merklich zugenommen und die erste Baustelle naht. Eigentlich kein Problem, es bleibt bei zwei Fahrspuren, aber einige Mit-Automobilisten gelingt es offenbar nicht, sich zügig für eine der zwei umgelenkten Fahrspuren zu entscheiden. Nach der Baustelle erstmal wieder freie Fahrt, vorbei an den Betonplatten-Wohnburgen von Berlin-Lichtenberg. Nach dem kurzen Tunnel wird’s dreispurig und der Verkehr fließt wieder reibungslos.
An der Grenze zwischen Lichtenberg und Friedrichshain überquere ich die S-Bahn, die mich normalerweise ins Büro befördert. Ein kurzer Blick auf die Uhr, bis jetzt war keiner signifikant schneller als der andere, Käfer gegen S-Bahn 0:0.
Gleich kommt der historisch interessanteste Teil der Strecke, die ehemalige Stalinallee, wo 1953 der Arbeiteraufstand stattfand, jetzt Karl-Marx-Allee. Häuserzeilen im stalinistischen Zuckerbäckerstil, imposant und groß. Mein persönlicher Favorit ist das McDonalds-Restaurant am Frankfurter Tor, Ecke Warschauer Str. Kapitalistisches Fastfood in sozialistischer Kulisse, Zeitenwende at its best.
Am Strausberger Platz verlasse ich die B1 und nehme Kurs auf die Landsberger Allee bzw die Mollstr. Die wird dann zur Torstr. Hier wird’s dann nach der ersten Kreuzung etwas enger, die zwei Fahrspuren rücken zusammen. Rechts wird gebaut, links wird gebaut, dazwischen ist Richtung Mitte nur noch eine Spur. Aber auch diesen Stau meistern das Gefährt und der Fahrer problemlos.Am nördlichen Ende der Friedrichstr. biege ich dann in deren Verlängerung ein. Noch kurz die Invalidenstr. gekreutz, die nächste rechts, dann wieder links und ich rolle vor dem Büro die Straße entlang auf der Suche nach einem Parkplatz. Am oberen Ende werde ich dann auf einem wilden Parkplatz fündig.
Wieder ein Blick auf die Uhr, das Ganze hat ca. eine Stunde gedauert, schneller wäre ich mit der S-Bahn auch nicht gewesen, allerdings auch nicht langsamer. OK, ich hatte die ganze Fahrt über einen Sitzplatz, aber auch gut zu tun. Und es wartet noch der Rückweg.
Und der war dann nicht so beschaulich. Stop and Go von der Friedrichstr. bis nach Lichtenberg. Irgendwann gab ich es auf, überhaupt noch in den ersten Gang zu schalten und blieb stattdessen durchgängig im zweiten. Zügiges Fahren erst an der Berliner Stadtgrenze in Mahlsdorf. Insgesamt hat die Rückfahrt 90 min. gedauert, 30 mehr als der Hinweg.
Fazit, diese Fahrt ins Büro war als Machbarkeitsstudie OK, aber ich werde es höchstens zu besonderen Anlässen wiederholen. Aus meiner Sicht nichts für den täglichen Weg ins Büro. Nicht in erster Linie wegen des Käfers, ich würde es auch mit einem modernen Auto nicht zu schätzen lernen, mich täglich im Berliner Stadtverkehr zu tummeln. Wenn die S-Bahn jetzt noch ein bisschen attraktiver würde und einen schnelleren Verbindungstakt anböte, würden wohl mehr Leute den Wagen zuhause lassen.
Ach ja, eine Malaise gilt es noch zu vermelden, der wilde Parkplatz hat seinen Tribut gefordert. Beim Ausparken geriet ich in eine kleine Senke und rollte rückwärts gegen einen Randstein. Der schob das linke Endrohr tief in den Auspuff. Lässt sich wieder herausziehen, ist mir aber eine Lehre. Nächstes Mal besorge ich mir vorher einen Platz in der Tiefgarage.
Eigentlich wollten wir den Bio-Bauernladen in Müncheberg-Eggersdorf besuchen. Da das Wetter förmlich nach einer Ausfahrt im Luftgekühlten schrie, sattelten wir den Kugelporsche und machten uns auf den Weg nach Osten. Dummerweise dauert die Fahrt nach Müncheberg ca. 45 min. egal ob mit dem Käfer oder mit einem Sportwagen. Und da Eggersdorf nicht wirklich gut ausgeschildert war, fuhren wir ein wenig kreuz und quer, was zusätzliche Zeit kostete. Tja und dann war da noch dieses Waldstück, in dem SWMBO anhalten ließ, um die (nicht essbaren) Pilze zu bewundern. Das kostete dann nochmal eine Viertelstunde, wear es aber wert. Ich habe noch nie so große Fliegenpilze gesehen und vor allem nicht in der Menge. Leider schloß der Laden um 12:00 und wir waren erst so gegen 12:30 da. Aber immerhin haben wir die Kühe gesehen und eine kleine Katze ohne Schwanz getroffen.
Naja, und natürlich war es wieder eine sehr nette Ausfahrt mit dem Käfer. Die Landschaft östlich von Berlin scheint wie für Oldtimer gemacht. Auf dem Rückweg über die B1, eingerahmt von zwei schwer beladenen Holz-Lastern mit Tacho 90 durch den Wald, wer würde sich da eins dieser neumodischen computerüberfrachteten selbstaufblasenden Gefärhte wünschen…
Bin ich heute zufällig drüber gestolpert, Spiegel online hat eine Rubrik Altmetall, in der Leute über Erlebnisse mit ihren Gefährten älteren Baujahrs berichten.
Da hat doch jemand tatsächlich mit ’nem 66er Faltdachkäfer eine Tour nach Ägypten gemacht. OK, ist schon ein paar Jahre her, damals wurden 66er noch nicht als rare Oldtimer angesehen. Trotzdem nötigt mir sowas Respekt ab, und zwar vor Auto und Fahrer.
Mir wäre heutigentags die Sache zu unsicher und mein Käfer wäre mir dafür auch zu schade. OK, vor fünfzehn Jahren hätt‘ ich es vielleicht auch noch gemacht. Tja, nicht nur Autos altern, Fahrer auch 🙂
Wenn man schon einen VW Bus sein eigen nennt, sollte man auch von Urlaubsfahrten berichten können. Da ich den Bus nur ein Jahr hatte, kann ich leider nur von einer Fahrt berichten.
Die Reise ging anno ’88 nach Frankreich, genauer nach Pyla sur Mer, an die größte Düne Europas, die Dune du Pyla. Auf dem gleichen Campingplatz war ich schon ein paar Jahre früher mit Fritzchen. Damals hatten wir an der Loire übernachtet.
Weiter unten habe ich meine erste Urlaubsreise im Käfer ja schon kurz erwähnt. Es folgt die etwas ausführliche Schilderung der Highlights dieser denkwürdigen Reise.
Wir, Stefan, der Käfer und ich brachen irgendwann am späten Vormittag von Hannover aus auf, westwärts, dem Atlantik entgegen.
Kläuschen war ziemlich vollgepackt mit Campingausrüstung, Klamotten und Verpflegung. Bis kurz vor’s Kamener Kreuz lief auch alles problemlos. Es hatte gerade angefangen zu nieseln, als urplötzlich die Scheibenwischer stehen blieben.
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