Nach den umfangreichen Vorarbeiten (siehe hier und hier) stand dem Besuch des 29. Maikäfertreffens nur noch eins im Weg, die Befürchtungen des Fahrers, ob die Tour reibungslos verlaufen würde. Immerhin habe ich für mich schon vor 25 Jahren bewiesen, dass Käfermotoren nicht vollgasfest sind (siehe hier und hier). Andererseits habe ich mir schon als ich Fritzchen bekam vorgenommen, einmal zum Maikäfertreffen zu fahren. Es gab immer gute Gründe es nicht zu tun, sieben Jahre lang. Diesmal gab’s keine. Also fuhren wir, Fritzchen und ich.
Vor vierzig Jahren eine Selbstverständlichkeit, heute ein Abenteuer. Eine Fahrt mit dem Käfer ins Büro. In meinem Fall knapp 30 km aus dem Berliner Speckgürtel über die B1 nach Berlin Mitte. Das Büro liegt etwas oberhalb des Punkts, wo sich die Verlängerung der Friedrichstr. mit der Invalidenstr. kreuzt, am ehemaligen Berliner Nordbahnhof. Ehemals Mauerstreifen. Aus den Bürofenstern kann man das Mauer-Mahnmal an der Bernauer Str. sehen.
So, genug Geschichte, kommen wir zur eigentlichen Fahrt. Die Sonne scheint, der Käfer springt dank Frischzellenkur an der Batterie sofort an und schnurrt. Der erste Stop findet an der Tankstelle statt, teilhistorische Kulisse, die moderne Tankstelle ist eine Erweiterung einer wesentlich älteren, an der Fritzchen auch vor vierzig jahren schon Betriebsstoff hätte tanken können.
Dann auf die B1, im Verkehr mitschwimmen. Und gelegentlich sogar überholen, denn es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die sind noch langsamer als ein 62er Käfer. Irgendwann ist die linke Spur bequemer zum Mitschwimmen, also fahren wir eben hier weiter. In Berlin-Biedorf ist dann mit dem Mitschwimmen Schluß, mittlerweile hat der Verkehr merklich zugenommen und die erste Baustelle naht. Eigentlich kein Problem, es bleibt bei zwei Fahrspuren, aber einige Mit-Automobilisten gelingt es offenbar nicht, sich zügig für eine der zwei umgelenkten Fahrspuren zu entscheiden. Nach der Baustelle erstmal wieder freie Fahrt, vorbei an den Betonplatten-Wohnburgen von Berlin-Lichtenberg. Nach dem kurzen Tunnel wird’s dreispurig und der Verkehr fließt wieder reibungslos.
An der Grenze zwischen Lichtenberg und Friedrichshain überquere ich die S-Bahn, die mich normalerweise ins Büro befördert. Ein kurzer Blick auf die Uhr, bis jetzt war keiner signifikant schneller als der andere, Käfer gegen S-Bahn 0:0.
Gleich kommt der historisch interessanteste Teil der Strecke, die ehemalige Stalinallee, wo 1953 der Arbeiteraufstand stattfand, jetzt Karl-Marx-Allee. Häuserzeilen im stalinistischen Zuckerbäckerstil, imposant und groß. Mein persönlicher Favorit ist das McDonalds-Restaurant am Frankfurter Tor, Ecke Warschauer Str. Kapitalistisches Fastfood in sozialistischer Kulisse, Zeitenwende at its best.
Am Strausberger Platz verlasse ich die B1 und nehme Kurs auf die Landsberger Allee bzw die Mollstr. Die wird dann zur Torstr. Hier wird’s dann nach der ersten Kreuzung etwas enger, die zwei Fahrspuren rücken zusammen. Rechts wird gebaut, links wird gebaut, dazwischen ist Richtung Mitte nur noch eine Spur. Aber auch diesen Stau meistern das Gefährt und der Fahrer problemlos.Am nördlichen Ende der Friedrichstr. biege ich dann in deren Verlängerung ein. Noch kurz die Invalidenstr. gekreutz, die nächste rechts, dann wieder links und ich rolle vor dem Büro die Straße entlang auf der Suche nach einem Parkplatz. Am oberen Ende werde ich dann auf einem wilden Parkplatz fündig.
Wieder ein Blick auf die Uhr, das Ganze hat ca. eine Stunde gedauert, schneller wäre ich mit der S-Bahn auch nicht gewesen, allerdings auch nicht langsamer. OK, ich hatte die ganze Fahrt über einen Sitzplatz, aber auch gut zu tun. Und es wartet noch der Rückweg.
Und der war dann nicht so beschaulich. Stop and Go von der Friedrichstr. bis nach Lichtenberg. Irgendwann gab ich es auf, überhaupt noch in den ersten Gang zu schalten und blieb stattdessen durchgängig im zweiten. Zügiges Fahren erst an der Berliner Stadtgrenze in Mahlsdorf. Insgesamt hat die Rückfahrt 90 min. gedauert, 30 mehr als der Hinweg.
Fazit, diese Fahrt ins Büro war als Machbarkeitsstudie OK, aber ich werde es höchstens zu besonderen Anlässen wiederholen. Aus meiner Sicht nichts für den täglichen Weg ins Büro. Nicht in erster Linie wegen des Käfers, ich würde es auch mit einem modernen Auto nicht zu schätzen lernen, mich täglich im Berliner Stadtverkehr zu tummeln. Wenn die S-Bahn jetzt noch ein bisschen attraktiver würde und einen schnelleren Verbindungstakt anböte, würden wohl mehr Leute den Wagen zuhause lassen.
Ach ja, eine Malaise gilt es noch zu vermelden, der wilde Parkplatz hat seinen Tribut gefordert. Beim Ausparken geriet ich in eine kleine Senke und rollte rückwärts gegen einen Randstein. Der schob das linke Endrohr tief in den Auspuff. Lässt sich wieder herausziehen, ist mir aber eine Lehre. Nächstes Mal besorge ich mir vorher einen Platz in der Tiefgarage.
Da ist das gute Stück, das Fritzchen neues Leben eingehaucht hat. Eine Banner-Starterbatterie, 6V 77Ah. Damit startet der Käfer jetzt wirklich beim ersten Zündschlüsselumdrehen und man sieht die Blinker auch bei Sonnenlicht wieder blinken.
Wenn ich jetzt noch die Gurtaufroller so anbringen kann, dass sie nicht mehr unter die Rücksitzbank ragen, kann ich sogar die Fersenbretter anbringen, die ich vor vier Jahren mal per eBay erstanden habe.
Den frisch bestandenen TÜV haben die beste Ehefrau von allen und ich gleich gebührend mit einer kleinen Ausfahrt begangen, die dann freundlicherweise auch noch höchst offiziell beurkundet wurde. Wir, d.h. der Käfer, die beste Ehefrau von allen und ich sind kurz vor Erreichen der lokalen Burgerschmiede auf der B1 noch schnell durch eine Radarkontrolle gefahren. Wie schnell, wird uns in Kürze das Ordnungsamt sagen. Auf dem Tacho waren es etwas weniger als 100 km/h in einer Tempo 70 Zone. Meine stille Hoffnung hängt an der recht großen Mißweisung des Käfertachos und an den 3 km/h, die zur Sicherheit noch von den Ordnungshütern abgezogen werden. Damit käme ich dann unter 90 km/h was Punktefreiheit und nur 30 € bedeuten würde.
Andererseits, der Käfer lief gerade so gut, es wäre eine Sünde gewesen, ihn nicht laufen zu lassen. Wenn das einen Punkt gibt, ist’s mein erster in knapp 28 Jahren. Und das mit ’nem Käfer, das dürfte heutigentags schon Seltensheitswert haben.
Ach ja, der TÜV hatte fast nichts zu beanstanden, nur eine leicht ungleichmäßige Bremswirkung an der Hinterachse, nicht schlecht für einen fast 47 Jahre alten Wagen.
Vorgestern war es soweit, die Sonnen schien leidlich und ich machte mich auf in Fritzchens Winterquartier. Diesmal hatte ihm die lange Standzeit doch etwas zugesetzt, Staub überall und den Rädern fehlte ein gutes Quentchen Luft. Da der TÜV-Termin bei der Werkstatt meines Vertrauens anstand, machte ich mich optimistisch an den ersten Startversuch. Bei dem blieb es dann auch, die Batterie hatte es nach vier Jahren treuer Dienste in meinem Käfer plus ungezählter Jahre vorher, über die ich nichts weiß, dahin gerafft.
Dank des ausgezeichneten Services der Werkstatt konnte sie zumindest solange wiederbelebt werden, um den Käfer die 1000 m vom Winterquartier in die Werkstatthalle zu bugsieren. Dort kam er dann auch durch den TÜV, ob und mit welchen Beanstandungen weiss ich noch nicht, denn ich habe ihn noch nicht zurück. Die neue Batterie war heute Nachmittag noch nicht angekommen, also verging ein weiterer sonniger Vorfrühlingstag ohne das vertraute Käferrasseln über brandenburgische Alleen.
Morgen ist es soweit, dann gehen Fritz und ich in unsere fünfte Saison
Eigentlich wollten wir den Bio-Bauernladen in Müncheberg-Eggersdorf besuchen. Da das Wetter förmlich nach einer Ausfahrt im Luftgekühlten schrie, sattelten wir den Kugelporsche und machten uns auf den Weg nach Osten. Dummerweise dauert die Fahrt nach Müncheberg ca. 45 min. egal ob mit dem Käfer oder mit einem Sportwagen. Und da Eggersdorf nicht wirklich gut ausgeschildert war, fuhren wir ein wenig kreuz und quer, was zusätzliche Zeit kostete. Tja und dann war da noch dieses Waldstück, in dem SWMBO anhalten ließ, um die (nicht essbaren) Pilze zu bewundern. Das kostete dann nochmal eine Viertelstunde, wear es aber wert. Ich habe noch nie so große Fliegenpilze gesehen und vor allem nicht in der Menge. Leider schloß der Laden um 12:00 und wir waren erst so gegen 12:30 da. Aber immerhin haben wir die Kühe gesehen und eine kleine Katze ohne Schwanz getroffen.
Naja, und natürlich war es wieder eine sehr nette Ausfahrt mit dem Käfer. Die Landschaft östlich von Berlin scheint wie für Oldtimer gemacht. Auf dem Rückweg über die B1, eingerahmt von zwei schwer beladenen Holz-Lastern mit Tacho 90 durch den Wald, wer würde sich da eins dieser neumodischen computerüberfrachteten selbstaufblasenden Gefärhte wünschen…
Ich hab’s getan. Sorry dafür. Wofür? Natürlich dafür, die Nachbarschaft geweckt zu haben. Aber unsere Autos standen heute morgen wirklich so schlecht verteilt, dass ich fast keine andere Wahl hatte, als den Käfer zum Brötchenholen zu nehmen, obwohl er nun mal nicht der Leiseste ist, was Anlassgeräusch und Motorsound angeht. OK, für unsereinen ist das kein Krach sondern fast schon eine Symphonie, sozusagen Porsches 1. oder so, aber Nicht-Käfer-Adepten empfinden es oft nicht so. Allerdings hatte ich nur die Wahl, stattdessen den Fiesta meines Filius zu nehmen, der neben chronischer Betriebsstoffknappheit auch noch unter chronischer Übersteuerung der Soundanlage leidet, jedenfalls aus meinem Blickwinkel.
Da war es auch für die Nachbarn sicher schonender, die alte Familienkutsche anzuwerfen und unter leisem Gerassel aus der Stichstrasse zu schleichen. Und wenn man dann aus der Bäckerei wieder heraustritt und sozusagen von der Front seines Autos angelächelt wird, was soll an so einem Sonntag noch schief gehen?
Wenn ich heutigentags mal mehr als eine Person in meinem Käfer mitnehme, kommt mir alles schon etwas eng vor. Auch die Beschleunigung des Boliden leidet doch spürbar, wenn man mal zu viert ist.
Fast unvorstellbar ist es da, wenn ich daran denke, dass ich mit Elliot, meinem Erstkäfer mal sieben Leute gleichzeitig transportiert habe. Ich war jung und einer der ersten in meiner Clique, der ein Auto zur Verfügung hatte.
Neulich brachte mein Patenonkel einen Stapel alter Photos mit zum Familienkaffeetrinken. Sie stammen aus dem Nachlass meines Großonkels. Alles, was doppelt war, wurde unter den Anwesenden verteilt. Ich hatte es natürlich auf Bilder mit Käfern abgesehen. Hier ist meine Ausbeute.
Insgesamt sind auf den folgenden Bildern drei Käfer abgelichtet, der alte goldene Faltdachkäfer meines Großonkels Karl, der etwas jüngere rote Exportkäfer meines Großvaters Fritz, welcher später an Karl ging (der Käfer natürlich) und der graubraune Käfer meines Patenonkels Hartmut.
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Anno 1968: Hinten der alte 60er (?) Faltdachkäfer von Karl, davor der 62er (?) Export meines Opas. Daneben eine Ansammlung von Omas und Großtanten zusammen mit Großonkel
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Anno 1968: Großtanten mit Faltdachkäfer, typische 60er Jahre Idylle
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Anno 1968: Großtante und Großonkel vor Seekulisse mit Käferheck
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Anno 1969: Der Käfer meines Patenonkels, reisefertig für die große Tour
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Anno 1972: Großtante beim Chillen vor dem Haus mit dem roten Exportkäfer im Schatten
Letztes Wochenende war endlich mal richtig nettes FrühlingsmitoffenemDachAusfahrWetter. Da $filius den Wunsch geäussert hatte, die Ausstellung „Das Dritte Reich und die Musik“ im Schloss Neuhardenberg zu sehen, machten wir uns zu viert auf den Weg, $filius, die beste Ehefrau von allen (bEva), meine Wenigkeit und unser luftgekühlter Freund, der Fritz.
Feiertag, Sonnenschein und ein Faltdachkäfer vor der Haustür. Wozu führt das fast zwangsläufig? Genau, zu einem Ausflug auf’s Land, fernab der Hektik der Großstadt.
Also rasselten Heide (meine bessere Hälfte), Fritzchen und ich mit geöffnetem Dach los, um die nähere Umgebung des Kreises Märkisch-Oderland (MOL) zu erkunden. Der Weg führte zuerst nach Strausberg und dann weiter nach Prötzel. Schon hier macht es Spaß, mit dem alten Wagen unterwegs zu sein, wenig Verkehr, landschaftlich schön gelegene Straße mit schönen Walddurchfahrten.
Von Prötzel aus ging es dann nach Niederfinow. Die Landschaft wurde noch netter, leicht wellig mit z.T. schnurgerader aber eben der welligen Landschaft folgenden Landstraßenverlauf. Gelegentlich sogar noch Kopfsteingepflastert, was Fritzchen neben dem zufriedenen Rasseln auch noch ein deutliches Rumpeln entlockte. Der Käfer wirkt mit seinem Design wie für diese wellige Landschaft gemacht. Fast kein Verkehr, schöne Gegend, Sonnenschein und die beste Frau von allem an meiner Seite, was will man mehr 🙂
In Niederfinow ging’s über eine alte Klappbrücke mit Holzbohlenfahrbahn zum alten Schiffshebewerk.
Von da oben hat man einen tollen Ausblick auf die Landschaft, die man gerade durchfahren hat.
Für genau solche Ausflüge habe ich mir Fritzchen angeschafft. Und jetzt, wo er mit mir zwischen Schorfheide, Spreewald und Berlin wohnt, werden wir derartige Sightseeingtouren auf jeden Fall öfter machen
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